Volkswagen-Affäre: Porsche-Chef Matthias Müller wird neuer VW-Chef
Jetzt also doch: Ex-Porsche-Chef Matthias Müller wird der Nachrichtenagentur Reuters zu Folge neuer Volkswagen-Chef. Nachdem Konzernlenker Martin Winterkorn gestern seinen Rücktritt bekannt gab und heute die beiden Entwicklungsvorstände von Porsche und Audi, Hatz und Hackenberg, sowie der ehemalige Porsche-Manager Neusser ihren letzten offiziellen Tag im Unternehmen verbrachten, wird der ganze Konzern umgekrempelt. Jetzt steht auch die Stelle des Porsche-Chefs offen – Personalvorstand Thomas Edig wurde gestern beerbt, doch dieser geht zu Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Neuanfang mit bekannten Gesichtern aus dem Konzern.
Martin Winterkorn hatte sich bei Volkswagen nie wirklich um eine adäquate Nachfolge seines Postens gekümmert – mit Absicht. Denn das Unternehmen war auf ihn und Ferdinand Piech zugeschnitten. Bei den meisten Abläufen, Prozessen und Entscheidungen war Winterkorn der Mittelpunkt.
Sein Nachfolger ist einer der erfolgreichsten Lenker in der derzeitigen Automobilindustrie: Matthias Müller wird die undankbare Aufgabe als Volkswagen-Chef annehmen (müssen), auch, wenn er dies möglicherweise nicht selbst entschieden hat – oder durfte.
Aber auch er ist kein neues Gesicht im VW-Konzern, denn er arbeitete eng mit Martin Winterkorn und Ferdinand Piech zusammen – gilt sogar in manchen Kreisen als Winterkorns Ziehsohn.
Müller räumt bei Volkswagen auf. Doch das braucht Zeit.
In Wolfsburg glühen gerade die Telefonleitungen und die Arbeitszeiten des Aufsichtsrates wurden wahrscheinlich auf 24 Stunden pro Tag ausgeweitet. Und so wird eine radikale Personalentscheidung nach der anderen getroffen: zwei etablierte Entwicklungsvorstände und einige hochrangige Manager mussten das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen.
Matthias Müller fällt dabei keine einfach Aufgabe zu: er muss das Unternehmen neu strukturieren, Arbeits- und Abstimmungsprozesse dezentralisieren und vor allem wieder Vertrauen aufbauen – gegenüber der Öffentlichkeit, den Kunden und den Aktionären.
Bislang sagte Müller immer von sich selbst – als es Anfang diesen Jahres um die Nachfolge von Martin Winterkorn ging, weil Konzernpatriarch Ferdinand Piech sich gegen diesen stellte – er sei zu alt für den Job, etwas Jüngeres und Dynamischeres müsse her. Doch offensichtlich gibt es niemanden, der den großen Konzern so gut versteht, über einen großen Erfahrungsschatz verfügt und seine Konzernmarke so erfolgreich führte wie Matthias Müller.
Wir gönnen es ihm, glauben aber nicht, dass dies seine freie Entscheidung war. Denn Matthias Müller ist nach anfänglich harter interner Kritik schon seit Längerem bei Porsche angekommen, hat eine große Familie aufgebaut. In dieser Höchstphase zu gehen, ist nicht leicht. Da spielt ein noch höheres Gehalt bei Volkswagen auch keine Rolle mehr. Alles Gute hierfür.
Pingback: Der VW BUDD-e ist der elektrische Kleinbus, den wir alle wollen @ AUTOmativ.de - Das Auto Magazin