VW Golf GTI Clubsport oder Golf R? Test auf der Bilster Berg Rennstrecke
265 PS werden – wenn man es benötigt und durch Kick-Down abruft – alle 10 Sekunden für 10 Sekunden zu 290 PS. Das sind nur noch 10 PS weniger, als ein Golf R insgesamt zur Verfügung hat. Beides sind Golf-Fahrzeuge, doch sie könnten verschiedener nicht sein: Front- gegen Allradantrieb, Rennstrecken-Abstimmung gegen vergleichsweise Komfort-Justierung. Doch wer gewinnt? Wir konnten beide Derivate auf dem anspruchsvollen Rundkurs des Bilster Bergs fahren.
VW Golf GTI Clubsport absolut kompromissloser Rennwagen
Volkswagen hat sich im Zuge des vierzigjährigen Jubiläums dazu entschieden, den Golf GTI weiter zu optimieren – und nicht den Golf R. Zwar ist der Golf R dem GTI Clubsport leistungsmäßig überlegen, doch wir alle wissen, dass Leistung am Ende bei Weitem nicht die entscheidende Größe ist. Außerdem sprintet auch die Clubsport-Version in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 Km/h.
Galerie: VW Golf GTI Clubsport auf dem Bilster Berg im Test
Vielmehr kommt es auf die Fahrwerksabstimmung und die Aerodynamik an – und da liegt der VW Golf GTI Clubsport vorne, auch wenn natürlich die Traktion – gerade auf solch einer topographisch sehr anspruchsvollen Strecke wie die des Bilster Berg ja eine ist – beim VW Golf R besser ist. Denn seine vier angetriebenen Räder greifen einfach immer und überall nach Asphalt und garantieren so immer perfekten Halt.
Doch mit dem speziell abgestimmten Differenzial an der Vorderachse des VW GTI Clubsport meistert dieser die Kurven wie ein junger Gott. Gerade bei der Mitfahrt im Grenzbereich mit Benjamin Leuchter wird dies klar: mit Fronttriebler-Allüren muss man eben klar kommen und darauf eingestellt sein; driften geht mit vorigem präzisen Aufschaukeln trotzdem – wenn auch ohne spektakulären Reifenqualm an den Hinterrädern.
Kein Wunder, dass der begnadete Volkswagen Testfahrer mit dem 310 PS starken und in Deutschland auf nur 100 Exemplare limitierten VW Golf GTI Clubsport S den Rundenrekord von 7:49:XX min auf der Nordschleife aufgestellt hat. Beeindruckend.
VW Golf R mit komfortablerer Abstimmung
Der Golf R hat zwar – wie schon erwähnt – mehr Leistung, ist aber – um es salopp auszudrücken – mehr für die Autobahn abgestimmt. Im Gegensatz zum Clubsport-GTI fährt er sich nicht messerscharf durch die Kurven, sondern nur scharf. Die Einfederung in Kurven – oder gerade in der „Mausefalle“ des Bilster Bergs – wirkt mit dem R-Golf träger, während der Clubsport nur staccato einfedert, um sich weiter auf den Rennstreckenverlauf konzentrieren zu können.
Dafür kommt der VW Golf R in Kurven besser und angenehmer mit dem Heck, der Allradantrieb ist also hecklastig ausgelegt; der Frontantrieb schiebt logischerweise über die Vorderachse.
Fazit zu VW Golf GTI Clubsport und Golf R
Beide Derivate haben auf jeden Fall ihren Reiz. Während die 36.450 Euro teure Clubsport-Version deutlich aggressiver ist, über eine festere Fahrwerksabstimmung verfügt und somit noch präziser zu steuern ist, freut sich der Golf R über ein paar Mehr-PS, leicht hecklastigen Allradantrieb sowie über eine komfortablere Gesamtkomposition.
Wie cool wäre bitte ein Golf R Clubsport (S)? Vielleicht ist ja das mit dem VW Golf R400 doch noch nicht endgültig begraben und VW entwickelt im stillen Kämmerlein, so wie sie das exakt vor 40 Jahren beim ersten Golf GTI gemacht haben. Hoffen wir das jetzt einfach mal!
Bilder: Benjamin Brodbeck, Bilster Berg