VW Passat R-Line 2.0 TSI (FL) im Fahrbericht: Schick – und vollgepackt mit Technik
Das klassische Vertreter-Auto – der VW Passat – hat sich in 2019 einem Facelift unterzogen und kann sich durchaus sehen lassen – vor allem mit dem optionalen R-Line Paket. Zumindest von Außen sind die (Er-)Neuerungen überschaubar, aber es zählen ja bekanntlich die inneren Werte: Hier hat sich mit Travel Assist und dem neuen MIB3-System tatsächlich einiges getan. Erster Fahrbericht des neuen VW Passat 2.0 TSI mit 190 PS!
Optisch nahezu alles beim Alten
Man würde ihn sich zwar nicht ins Wohnzimmer stellen, aber auch das Facelift des VW Passat sieht schick aus. Jedoch weiß man auf den ersten Blick nicht wirklich welche Änderungen an der Außenhaut der achten Generation des VW Passat vorgenommen wurden.
Galerie: VW Passat R-Line und GTE (2019)
Die neue Scheinwerfersignatur, ein bisschen mehr Chrom an der Front und an den Seiten, die mittlerweile obligaten Auspuffblenden, und der neue Passat-Schriftzug am Heck fallen bei genauerer Betrachtung dann doch auf. Details, die ihn mit relativ wenig Aufwand frischer wirken lassen. Auch das ist eine Kunst.
Frische Lackfarben (bei unserem R-Line das vom Golf R bekannte Lapiz Blau) und vier neue Felgendesigns in den Dimensionen 17, 18 und 19 Zoll runden das Facelift – zumindest optisch – ab. Bei den Felgen ist 16 Zoll Stahl bei der Einstiegsvariante übrigens serienmäßig.
IQ.Light Matrix-LED Scheinwerfer optional
An der Front sind die LED-Scheinwerfer serienmäßig. Optional gibt es die aus dem Touareg bekannten Matrix-LED-Scheinwerfer inklusive wischenden Blinker, wie wir sie auch von Audi bereits kennen.
Die Matrix-LED zeichnen sich unter anderem durch eine interaktive Lichtsteuerung aus: Das Abblend- und Fernlicht wird dabei über beide LED-Module eines Doppelscheinwerfers gebildet. Das innere Modul erzeugt über sieben LED eine Grundausleuchtung; das äußere Modul ist der interaktive LED-Matrix-Scheinwerfer, auch Pixel-Modul genannt. Dessen Licht wird hier über insgesamt 32 individuell ansteuerbare LED erzeugt, die sich auf einer Platine befinden.
Sie bilden die LED-Matrix. Über die insgesamt 39 LED-Module werden unterschiedlichste, zum Teil interaktive Lichtfunktionen aktiviert. Das dafür zuständige Steuergerät nutzt dazu die Signale der Frontkamera, die digitalen Kartendaten des Navigationssystems, die GPS-Signale, den Lenkwinkel sowie die aktuelle Geschwindigkeit, um in Sekundenbruchteilen punktgenau die einzelnen LED für das jeweils beste Licht und damit die beste und sicherste Ausleuchtung zu aktivieren.
Beim Test mit dem Touareg fällt auf, dass die Fernlichtautomatik manchmal nicht oder sehr spät abblendet. Volkswagen zufolge wurde diese Steuerung nochmals angepasst und verbessert. Bei uns waren leider keine Nachtfahrten möglich – wir werden dies aber so rasch wie möglich nachholen.
Neue Ausstattungslinien, Karosserievarianten und Motorisierungen
Grundsätzlich bleibt es beim VW Passat Facelift bei drei Varianten: Die ehemalige Trendline heißt in Zukunft „Passat“, die Comfortline wird zu „Business“, und die Highline hört wie beim Arteon auf den Namen „Elegance“. Bei den zwei letzteren Varianten kann für rund 1.900 bzw. 2.300 Euro bei Elegance ein R-Line Paket bestellt werden.
Die allradgetriebene „Alltrack“-Version gibt es nach wie vor und soll durch das leicht erhöhte Fahrgestell (Schlechtwege-Fahrwerk) den Offroad-Ansprüchen im Kombisegment gerecht werden. Zu guter Letzt bietet Volkswagen einen Plug-in Hybriden mit dem Zusatz „GTE“ für die umweltbewussten – sowie sportlichen – Passatfahrer an. Bei diesem 218 PS starken Hybrid wurde unter anderem die Reichweite im rein elektrischen Fahrmodus erhöht. Den Fahrbericht dazu veröffentlichen wir zu einem späteren Zeitpunkt.
Bei den Motoren stehen drei Benziner mit 150, 190 und 272 PS zur Auswahl. Während die beiden stärkeren Varianten durch den gleichen 2.0 TSI Motor repräsentiert werden, kommt bei der 150 PS-Version ein neuer 1,5-Liter-TSI mit dem Zusatz „Evo“ zum Einsatz. Tatsächlich ist dieser nicht neu – schon das Golf Facelift fährt mit diesem Motor. Schön wäre es, wenn dieser in den Passat GTE Einzug gefunden hätte. Stattdessen arbeitet hier immernoch der ältere 1,4 Liter TFSI.
Dieselseitig stehen noch mehr Varianten zur Wahl: Als Einstiegsmotorisierung gibt es einen 120 PS starken 1,6 Liter TDI, darüber rangiert ein 150 PS 2,0 Liter-Selbstzünder. Die Topversionen bieten 190 und 240 PS – ebenfalls aus dem 2.0 Liter Vierzylinder-TDI.
Kein CNG, kein 48-Volt-MHEV
Auch für das Facelift des VW Passat gibt es weder eine Erdgas (CNG) Version, noch eine 48-Volt-Starterbatterie. Ohne Zweifel verfügt der Volkswagen Konzern über jene Kompetenz, diese Motoren auf den Markt zu bringen, denn grundsätzlich hat Volkswagen eine hohe Expertise beim Thema CNG (und Audi hat sie mit 48 Volt). Trotzdem scheint dieses Thema zu preissensibel, denn der Kosteneinsatz ist im Vergleich zu den Realisierungsmöglichkeiten hinsichtlich des Verbrauchs zu hoch. Schließlich ist der „neue“ Passat nur eine Produktaufwertung – wenn auch technisch eine sehr umfangreiche.
Mehrverbrauch bei den Diesel-Modellen?
Der Passat ist ein absolutes Diesel-Auto. 95 Prozent der Kunden bestellen einen Diesel. Deswegen ist es auch wichtig zu fragen, ob es hier Veränderungen hinsichtlich des Verbrauchs gibt, denn bei Nachrüstlösungen und entsprechenden Software-Updates ist ein erheblicher Mehrverbrauch zu bemerken. Wir sind leider keinen Passat Diesel gefahren (ein Verbrauchstest wäre ohnehin aufgrund der knappen Zeit nicht möglich gewesen, ein Vergleich mit einem aktuellen Passat-Modell ebenfalls schwierig), können dazu also nur Volkswagen fragen und dies mit logischen Schlussfolgerungen ergänzen.
Tatsächlich muss es nicht sein, dass saubere Diesel mehr verbrauchen. Volkswagen sagt, dass es im konkreten Fall der neuen Passat TDI-Modelle definitiv nicht so ist. Denn: der Kraftstoff könne jetzt viel effizienter verbrannt werden, der Verbrauch bleibt so begrenzt. Die dabei vermehrt entstehenden Schadstoffe reinige der SCR-Katalysator sehr gut – Volkswagen beruft sich hierbei auf eigene Untersuchungen. Aber richtig ist auch, dass das Problem bei den Nachrüstungen liegt: Fahrzeuge, die dabei – es geht eben nicht anders – nur auf einen weiterentwickelten Speicher-Katalysator setzen, verbrauchen tatsächlich mehr Kraftstoff.
Höherer AdBlue-Verbrauch
SCR-Katalysatoren funktionieren nur mit ausreichend AdBlue. Alle 6.000 bis 8.000 Kilometer – je nach Fahrweise – muss die Flüssigkeit nachgefüllt werden, damit die Abgase verlässlich und in jedem Fahrzustand gereinigt werden. Das Befüllen ist nicht das große Problem, weil viele Tankstellen zunehmend Zapfsäulen für AdBlue anbieten. So kann bequem – neben Diesel – auch gleich AdBlue „getankt“ werden. Aber ja, der Verbrauch von AdBlue ist deutlich höher.
Anhängelasten beim VW Passat B8 Facelift
Alle Passat-Modelle können mindestens 1.600 Kilogramm ziehen. Die jeweiligen Top-Versionen mit Allrad sind sogar in der Lage, bis zu 2,4 Tonnen schwere Hänger zu ziehen. Trailer Assist gibt es selbstverständlich optional dazu.
Fahrdynamik: Stufenloses DCC-Fahrwerk
Wer jeden einzelnen Tag beruflich mehrere hundert Kilometer fährt, lernt gewisse Vorzüge zu schätzen, die explizit auf die Langstrecke ausgelegt sind. Und auch wenn sich die optischen Neuerungen zurückhalten, können sich die Updates beim Fahrwerk sehen lassen. So kann dieses optional mit einem voll variablen und stufenlos einstellbaren DCC-Fahrwerk ausgerüstet werden – bekannt zum Beispiel aus dem Arteon.
Es filtert in Kombination mit den auf Wunsch bestellbaren und speziell entwickelten AGR-Sitzen nicht nur Mikroschwingungen präzise heraus, sondern über die Fahrprofilauswahl via Multimediasystem kann man aus fein definierten und voreingestellten Fahrwerks-Abstimmungen per virtuellem Regler wählen. So gibt es für nahezu jede Situation und Stimmung – ob eher sportlich oder eher komfortabel – die passende Fahrwerksabstimmung.
Die zahlreichen individuell konfigurierbaren Fahrwerkseinstellungen machen sich auch tatsächlich beim Fahren bemerkbar. Das Ansprechverhalten im „Sport“-Modus unterscheidet sich zum Beispiel spürbar von der Fahreinstellung „Comfort“ – die Spreizung der Fahrwerkseinstellungs-Extreme ist also sehr deutlich.
Teilautonomes Fahren dank neuen Assistenzsystemen
Viel passiert bei den Assistenzsystemen, die mehrheitlich von Audi kommen und bei Volkswagen unter der Dachmarke IQ.Drive gebündelt sind. Dabei geht es auch einen Schritt weiter Richtung autonomes Fahren. Unter der Dachmarke IQ.Drive ist erstmals bei VW ein Travel Assist im Passat optional verfügbar. Das Assistenzsystem ermöglicht bei Geschwindigkeiten von bis zu 210 km/h teilautomatisiertes Fahren. Der nützliche Helfer hält den Passat in der Mitte der Spur und lenkt ganz von alleine – dank aktivem Spurhalteassistenten.
Wie gut – oder nicht so gut – der neue Travel Assist im VW Passat wirklich funktioniert, zeigen wir hier (ab 18.06.2019, 17:00 Uhr) im Extremtest bei 210 Km/h – in einer Kurve bei einem Überholmanöver zweier LKW.
Darüber hinaus gibt es jetzt optional eine „vorausschauende“ adaptive Geschwindigkeits-Regelung ACC (Adaptive Cruise Control). Die reagiert nicht nur auf den vorausfahrenden Verkehr, sondern auch auf Tempolimits, Ortschaften, und Kreuzungen. So viel zur Theorie – in der Praxis funktioniert das noch nicht ganz so einfach wie es sich liest. Das System lässt sich zwar einfach mit einem Knopfdruck am Lenkrad aktivieren, deaktiviert sich aber auch genauso rasch, ohne Warnung, wenn man auf die Bremse geht oder die Fahrspuren nicht mehr erkannt werden. Das erfordert für ungeübte Passat B8 Fahrer ein wenig Eingewöhnungszeit.
Woran man sich allerdings sehr schnell gewöhnt, ist das kapazitative Lenkrad. Statt immer wiederkehrenden kleinen Lenkbewegungen reicht die Berührung des Lenkrads im vorgesehenen perforierten Bereich als Fahrerfeedback. Das muss allerdings alle 10 – statt früher 15 Sekunden – erfolgen. Andernfalls startet eine Kette an Warnsignalen – optisch, akustisch und in vorletzter Instanz durch Bremsruck.
Einzige Sache, die – im Vergleich zu BMW, Mercedes-Benz und Tesla – nicht möglich ist, ist das automatische Überholen auf der Autobahn mittels Blinker-setzen. Vielleicht wird diese Funktion noch nachgereicht.
Infotainment up-to-date
Endlich passt ein neues iPhone wieder in die Ladeschale! Beim aktuellen Passat und Arteon funktioniert das nämlich – größenbedingt – nicht. Und: dank „App-Connect“ muss man das iPhone nicht mehr zwingend per Kabel an das System anschließen, um „Apple Car Play“ nutzen zu können. Dies ist jetzt per Bluetooth-Kopplung möglich. „Apple CarPlay“ ist damit praktisch automatisch aktiv. Wer sein Smartphone doch noch zusätzlich anschließen möchte, findet einen USB-C-Anschluss direkt in der Ladeschale. Also alles an einem Ort.
Auch das Infotainment wurde aufgefrischt. Der neue Passat ist der erste VW, der auf den modularen Infotainment Baukasten MIB3 zurückgreift. Dabei kommt serienmäßig ein Online-Connectivity-Unit inklusive integrierter eSIM zum einsatz. Dienste wie Echtzeitnavigation und Karten-Updates werden dadurch kostenlos ermöglicht. Wer Streamingdienste, Internetradio oder mobile Hotspots nutzen möchte, muss diese zusätzlich ordern.
Das Infotainment lässt sich über ein 6,5-, 8- oder 9,2-Zoll Display – je nach Ausstattungsvariante – bedienen. Über den etwas zu tief gesetzten Touchscreen lässt sich wie auch beim Vorgänger das DCC-Fahrwerk regulieren. Neu sind hier – wie zuvor beschrieben – die Abstimmungsstufen.
Preisliche Gestaltung des VW Passat (B8 FL)
Der Bestseller aus Wolfsburg bringt ein großzügiges Platzangebot, souveränes Fahrverhalten, moderne Technik, gute Werthaltung und eine große Angebotsvielfalt nahezu perfekt unter einen Hut. Preislich startet die Limousine bei 34.720 Euro. Dem Kaufverhalten zufolge wesentlich wichtigeren Passat Variant gibt es in der Basisedition für 1.000 Euro mehr zu bestellen. Die Topversionen können bis zu 52.605 Euro kosten.
Wer seinen Dienstwagen am liebsten auf der Stelle wechseln würde, muss sich jedoch noch ein wenig gedulden. Das Facelift der achten Generation ist zwar ab sofort bestellbar, Auslieferungen erfolgen allerdings erst ab September.
Fazit zum VW Passat 2.0 TSI R-Line
Der VW Passat ist eines der wichtigsten Standbeine der Marke und aus dem (auto)mobilen Leben vieler nicht mehr wegzudenken. Ihn zeichnen Robustheit, Vielseitigkeit, Dynamik und qualitative Hochwertigkeit aus. Darüber hinaus punktet er mit zeitlosem Design – innen wie außen – und einer bislang im Segment nahezu unerreichbaren Raumökonomie und Raumeffizienz. Dass wir alle öfter einmal auf die inneren Werte schauen müssen, zeigt auch das hohe Laderaumvolumen sowie die Laderaum-Architektur: Sie überzeugt wahrscheinlich auch noch in vier Jahren.
Bewertung VW Passat 2.0 TSI R-Line (2019) | |
Optischer Eindruck | ++++ |
Qualität Karosserie | +++++ |
Lackqualität Karosserie | +++ |
Qualität im Interieur | ++++ |
Sitzkomfort Cockpit | +++++ |
Sitzkomfort Fonds | ++++ |
Digitales Bedienkonzept | ++++ |
Raumangebot (bezogen auf das Segment) | ++++ |
Innenraumgeräusch / Dämmung | ++++ |
Lenkung | ++++ |
Spurtreue | +++++ |
Fahrwerk | ++++ |
Motor | ++++ |
Getriebeabstimmung | ++++ |
Innovation | +++ |
Preis | +++ |
Gesamteindruck | ++++ |
+++++ = Maximum |
Die Motoren im Überblick:
Antwort: Plug-In-Hybrid (GTE)
1.4 TSI: 110 kW / 150 PS
E-Motor: 85 kW / 115 PS
TSI + E: 160 kW / 218 PS (Systemleistung)
Abgasnorm: Euro 6d
Benziner (TSI)
1.5 TSI: 110 kW / 150 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TSI: 140 kW / 190 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TSI: 200 kW / 272 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
Diesel (TDI)
1.6 TDI: 88 kW / 120 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TDI Evo: 110 kW / 150 PS
Abgasnorm: Euro 6d
2.0 TDI: 140 kW / 190 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TDI: 176 kW / 240 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP