Wenn Cabrio, dann VW Käfer 1303 oder Golf 1 „Erdbeerkörbchen“?
Ganz ehrlich: Wer würde bei dieser Gelegenheit nein sagen, einen offenen VW Käfer an einem herrlichen Sommertag über Landstraßen zu bewegen? Eben! Ich habe „ja“ gesagt und mich riesig gefreut, in einem neuen Volkswagen-Format, genannt „Classic Drive“ gegen Vincenzo im Golf 1 Cabrio, auch genannt „Erdbeerkörbchen“ in drei herausfordernden Challenges anzutreten. Nun, es hätte schon besser für mich ausgehen können. Aber es war trotzdem wahnsinnig schön, mal wieder einen klassischen, ehrlichen Oldie zu fahren. Wie die Challenge ausging, kann man hier anschauen:
Käfer oder Golf?
Mit uns beiden treten auch zwei klassische Volkswagen gegeneinander an: Das VW Käfer 1303 Cabriolet von 1979 und das Golf I Cabriolet von 1986 – auch bekannt unter dem Kosenamen „Erdbeerkörbchen“.
Mein Käfer 1303 Cabriolet war in einem ausgezeichneten Zustand. Klar, Volkswagen kümmert sich um jedes einzelne Fahrzeug in seinen „Heiligen Hallen“ minutiös.
So wies nicht nur die Karosserie keine Problemstellen auf, sondern auch das Verdeck hatte keinerlei Risse. Denn würde die Außenhaut eben solche aufzeigen, liegt die Vermutung nahe, dass eingedrungenes Wasser an Holzspriegeln und Dachfutter Schäden hinterlassen hat. Die Unsitte vieler Cabriofahrer mit offenem Verdeck und ohne Persenning zu fahren, führt zu verschmutztem Innenfutter und erhöhtem Verschleiß an den Gelenken.
Damals waren Cabrios was für Normalos
Als damals in den 30er-Jahren offene Versionen von Fahrzeugen auf dem Markt waren, zogen sie – im Gegensatz zu heute – keine besonders wohlhabenden Menschen an. Denn wer Geld hatte, kaufte sich eine geschlossene Limousine, und wer noch mehr Geld hatte, ließ sich chauffieren. Heute allerdings strahlt ein Cabriolet Individualität und Lebensfreude aus. Und ist eher etwas für die finanziell besser gestellten.
Aber das Blatt wendete sich relativ schnell, denn von Beginn des VW Käfers an hatte Ferdinand Porsche auch gleich ein Cabriolet geplant. 1936 wurde der erste Prototyp für ein Soft-Top-Käfer gebaut. Allerdings laufen nach dem zweiten Weltkrieg in Wolfsburg nur geschlossene Käfer vom Band. Und erst 1949 lief die Serienfertigung des Käfer Cabriolets bei Karmann in Osnabrück an. Wenige frühe Versionen des Cabrios entstanden bis 1950 auch bei Hebmüller in Wuppertal, die überwiegende Zahl stammt aber aus Osnabrück.
Übrigens ist der erste Cabrio-Prototyp in der Garage von Ferdinand Porsche in Stuttgart (Villa am Killesberg) gebaut worden. Bis 1980 wurden VW Käfer Cabriolet produziert.
Typisch VW Käfer 1303 Cabriolet
Typisch 1303: Gewölbte Frontscheibe wegen des größeren Abstands zur Windschutzscheibe und ein aufgeschäumtes Armaturenbrett. Das waren passive Sicherheitsanforderungen, die damals für die USA erfüllt werden mussten.
Im Heck arbeitet ein luftgekühlter Vierzylinder-Boxermotor mit 1,6 Litern Hubraum aus dem 1303 S, der ab 1972 gebaut wurde. Damit ist dieser Käfer mit 50 PS der stärkste Käfer aller Zeiten. 0-100 Km/h gehen in rund 20 Sekunden, bei 127 Km/h Vmax ist Schluss. Mit einem Leergewicht von 940 Kilogramm ist das 1303 Cabriolet 10 Kilo schwerer als das Golf 1 Cabriolet.
Die Vorderachse entstammt auch aus dem 1303 S und besteht aus einer McPherson Federbein Konstruktion. Hinten kommt eine Schräglenker-Hinterachse zum Einsatz. Das Fahrzeug fährt sich für damalige Verhältnisse direkt und leichtgängig.